Wer von der Veranstaltung nichts wusste, dürfte sich am Vormittag des 2. Oktobers beim Betreten der Raphaelsklinik verwundert die Augen gerieben haben: Etwa 500 Besucher saßen oder standen im großen Foyer der Klinik, um sich kompetent zum Thema Arthrose zu informieren. Rund 1.000 sollten es noch werden, die bis zum Nachmittag die Interviews, Diskussionen und Gespräche verfolgten, die das weite Spektrum der Ursachen, Folgen und Therapien dieser Volkskrankheit behandelten.
Initiiert und geplant wurde die Veranstaltung vom Chefarzt der Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie Priv.-Doz. Dr. Gunnar Möllenhoff und dem Oberarzt Dr. Bernhard Egen in Kooperation mit den Westfälischen Nachrichten. Nicht nur die medizinischen Gesichtspunkte des Gelenkverschleißes wurden thematisiert, auch übergeordnete Fragestellungen wie die der menschenwürdigen Pflege und Medizin angesichts der stetig wachsenden Bedeutung wirtschaftlicher Aspekte in Krankenhausbetrieb fanden viele interessierte Zuhörer. Am Ende stand eine spannende Diskussionsrunde zum Reizthema „Gesundheitspolitik“ bestehend aus Vertretern der Leistungsanbieter, Kostenträger und Bundestagsabgeordneten. Moderiert wurde die Veranstaltung vom ehemaligen politischen Chefkorrespondenten des WDR, Manfred Erdenberger, der vielen unter anderem durch seine WDR 2-Sendungen „Mittagsmagazin“ oder „MonTalk“ vertraut ist. Mit seiner gewohnt routinierten und verbindlichen Art vermochte es Erdenberger, die Zuhörerinnen und Zuhörer von 11:00 bis 16:00 zu fesseln und zu begeistern.
Doch nicht nur der Moderator, auch persönliche Betroffenheit schien die Triebfeder für das Erscheinen vieler Besucherinnen und Besucher gewesen zu sein. Fast alle Hände zeigten auf, als zu Beginn der Veranstaltung die Frage an die Zuschauerinnen und Zuschauer gerichtet wurde, wer denn persönlich unter Arthrose leide. Fast jeder zweite Mensch im Alter von 65 bis 70 Jahren leidet unter dieser schmerzhaften Gelenkerkrankung. Für viele Betroffene dürfte die Nachricht beruhigend gewesen sein, dass die Arbeit des Chirurgen erst als letzte von vielen Maßnahmen zur Verringerung des Arthroseleidens zum Zuge kommt. Aber auch wenn es so weit ist, sind die modernen OP-Verfahren bis zur Knieprothese längst ausgereift und überaus erfolgreich im Einsatz.
Mit brüchiger Stimme berichtete der 73jährige Peter Berheide von seinem Leidensweg „Ich hatte 20 Jahre lang Schmerzen. Ich kann jedem empfehlen, der diese Schmerzen hat, sich operieren zu lassen. Ich habe innerhalb eines halben Jahres in der Raphaelsklinik zwei neue Kniegelenke bekommen und danach keine Schmerzen mehr gehabt!“
Die Krankenhausoberin Sr. M. Reginfrieda stellte während der Gesprächsrunde zum Thema „Gesundheitsfabrik oder Ort persönlicher Betreuung?“ klar, dass auch unter dem heute allgegenwärtigen Kostendruck im Gesundheitswesen der Mensch und seine persönlichen Belange niemals vergessen werden dürfen „Ich hoffe, dass wir es nie dazu kommen lassen, dass aus dem Krankenhaus eine Gesundheitsfabrik wird. Die kurzen Liegezeiten machen es zunehmend schwieriger, eine persönliche Beziehung zum Patienten aufzubauen.“ Nachdenklich fügt die Ordensschwester hinzu „Die Ängste und Nöte des Patienten müssen vom Pflegepersonal aufgefangen werden. Das wird immer schwerer, weil die Zeit dafür kaum ausreicht.“
Großen Zulauf hatten die Angebote der Klinikküche unter der Leitung von Dieter Lüttmann, die kulinarische Köstlichkeiten wie „Lachsmuffins mit Frühlingszwiebeln“ oder „Rote-Bete-Süppchen mit Krabben“ anbot, immer unter dem Aspekt der Vermeidung von Arthrose-Risikofaktoren bei der Ernährung. Für die musikalische Unterstützung sorgte das virtuose Kaffeehausmusik-Trio „unisono“.
Das Arthroseforum war eine Veranstaltung, wie sie die Klinik zumindest bezüglich des Besucherinteresses noch nie erlebt hat, da sind sich alle Beteiligten sicher.