Sicherheit durch Erfahrung
Der Begriff "Anästhesie" stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet "Empfindungslosigkeit". Konkret sind wir anästhesiologisch für Sie im Rahmen der Narkoseführung und der Durchführung anderer Betäubungsverfahren tätig. Dabei gehören unter anderem die Sicherung lebenswichtiger Körperfunktionen, die Beatmung und das Management von Blutprodukten und Gerinnung zu unseren Spezialgebieten.
Vor der Operation
Um Ihnen eine sichere und schmerzfreie Narkose zu ermöglichen, kommen verschiedene anästhesiologische Methoden zur Anwendung, von denen wir das am besten für Sie geeignete auswählen und dies auf Ihre individuellen Bedürfnisse abstimmen.
Hierzu dient Ihr Narkosevorgespräch, auch Prämedikations-Sprechstunde genannt. Dieses Gespräch findet bei stationären Eingriffen im Regelfall mindestens 24 Stunden vorher statt.
Zur Festlegung des für Sie am besten geeigneten Narkoseverfahrens ist es wichtig, dass wir Sie in kurzer Zeit sehr gut kennenlernen und umfassend über Ihren Gesundheitszustand informiert sind. Bringen Sie daher bitte aktuelle Arztbriefe und Befunde, eine Medikationsliste sowie Allergie-, Anästhesie- oder andere Patient*innen-Ausweise zum Gespräch mit. Falls Ihnen eine aktuelle Blutuntersuchung vorliegt, legen Sie auch diese gern Ihren Unterlagen bei.
Benötigen wir Informationen über die vorliegenden Unterlagen hinaus, so können einige diagnostische Maßnahmen direkt in unserem Hause durchgeführt werden.
Am Operationstag
Am Tag Ihrer Operation gilt es einige Verhaltensregeln zu beachten:
- Ab 6 Stunden vor dem Eingriff dürfen Sie keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen.
- Ab 2 Stunden vor dem Eingriff verzichten Sie bitte auch auf klare Flüssigkeiten. Eine Ausnahme gilt für schluckweise Wasser zum Einnehmen der Medikamente, die wir im Vorgespräch festgelegt haben.
- Rauchen sollten Sie am Operationstag nicht.
- Sind Sie Diabetiker*in, so besprechen wir bereits im Narkose-Vorgespräch die individuelle Einstellung Ihres Blutzuckers vor der Operation.
- Verzichten Sie am Operationstag auf Nagellack, Schmuck, Make-up und dergleichen. Menschen mit Bart sollten diesen nach Möglichkeit vor der Operation vollständig rasieren.
Während der gesamten Dauer der Narkoseeinleitung, der Operation selbst und der postoperativen Aufwachphase werden Ihre Vitalparameter engmaschig kontrolliert: Anhand eines Elektrokardiogramms (EKG) sowie Messungen des Blutdrucks und der Sauerstoffkonzentration im Blut überwachen wir kontinuierlich Ihre Kreislauf- und Beatmungssituation und nehmen, wann immer erforderlich, Anpassungen der Narkose vor. Dies geschieht unter anderem über einen kleinen Venenzugang, den Sie vor der Narkoseeinleitung erhalten.
Nach der Operation
Im Anschluss an den Eingriff verbleiben Sie so lange wie notwendig im Aufwachraum. Dabei fragen wir Sie regelmäßig nach Ihrem Befinden. Sollten Schmerzen auftreten, so können wir diese mit verschiedenen Schmerzmitteln behandeln. Hierzu zählen auch regionalanästhesiologische Verfahren, bei denen wir einzelne Nerven oder Nervengeflechte unter Ultraschall-Kontrolle gezielt mit einem Lokalanästhetikum betäuben.
Wenn Sie vollständig wach, frei von Schmerzen sind und etwas Wasser getrunken haben, werden Sie vom Stationspersonal abgeholt. Aufstehen sollten Sie anschließend zunächst in Begleitung; außerdem raten wir Ihnen, sich in den Tagen nach der Narkose körperlich zu schonen.
Sofern Sie einen „Schmerzkatheter“ erhalten haben (beispielsweise bei Eingriffen an der Schulter), visitieren die Ärzt*innen und Pain Nurses unserer Abteilung Sie täglich. Die Schmerzpumpe wird während dieser Visite bedarfsgerecht eingestellt.
Bei einer Allgemeinanästhesie (oder "Vollnarkose") ist das Bewusstsein vorübergehend ausgeschaltet. Dies gelingt durch eine Kombination von verschiedenen Medikamenten sowie ggf. muskelentspannender Medikamente.
Wenn Sie eine Allgemeinanästhesie erhalten, müssen verschiedene Körperfunktionen ersetzt werden. So übernehmen wir während der Operation über einen Beatmungsschlauch die Atemtätigkeit für Sie. Wir überwachen hierbei selbstverständlich alle wichtigen Körperfunktionen, insbesondere das Herz-Kreislauf-System und greifen fortwährend therapeutisch ein, so dass Sie es selbst mit schweren Vorerkrankungen meist gut durch die Narkose schaffen.
Neben der Allgemeinanästhesie steht die Teilnarkose. Hierbei können wir durch gezielte Verabreichung eines lokalen Betäubungsmittels bestimmte Körperregionen ausschalten. Diese Verfahren sind in Hinblick auf die Gehirnfunktion und das Herz-Kreislaufsystem meist schonender als eine Vollnarkose.
Bei manchen Eingriffen (häufig z.B. im schulterchirurgischen Bereich) sollte im Rahmen der regionalen Betäubung ein kleiner Schmerzkatheter eingebracht werden, der nach der Operation noch 2-3 Tage verbleibt (siehe: Schmerztherapie). Eine solche Teilnarkose ist häufig auch in Kombination mit einer Vollnarkose ratsam, da Sie sich positiv auf den Narkosemittelbedarf auswirkt und Sie zusätzlich nach der Operation rasch schmerzfrei sind und sich somit auch schnellstmöglich wieder uneingeschränkt bewegen können. In vielen Fällen reicht eine Teilnarkose als alleiniges Anästhesieverfahren für Ihre Operation aus. Möchten Sie die Operation dennoch nicht wach erleben, können wir die Regionalanästhesie mit einer Sedierung (Dämmerschlaf) kombinieren. Oft genügen aber bereits Sichtschutz sowie etwas Musik auf den Ohren, um Sie hinreichend vom Geschehen abzulenken.
Wir bieten folgende Leistungen im Rahmen von Operationen oder anderen anästhesiologisch begleiteten Eingriffen und Untersuchungen an:
- Ambulante Anästhesie
- Balancierte Anästhesie oder totale intravenöse Anästhesie
- Besondere Intubationsverfahren: Nasale Intubation, fiberoptische Wachintubation
- Ultraschallunterstützte Punktionen (Regionalanästhesie, Gefäßpunktionen)
- Bronchoskopie
- Lumbale und thorakale Periduralanästhesie
- Spinalanästhesie
- Regionalanästhesie bei Kindern
- Verschiedene Blockaden von Plexus brachialis/axillaris, Nervus femoralis, Nervus ischiadicus
- Vielfältige Techniken im Umgang mit schwierigeren Atemwegssituationen
In vielen Fällen erfordert Ihre Operation keinen stationären Aufenthalt. Auch bei ambulanten Eingriffen steht unser gesamtes Repertoire an allgemeinen und regionalen Narkoseverfahren zur Verfügung. Da unsere ambulanten Eingriffe im Krankenhaus durchgeführt werden, bedeutet dies für Sie die gleiche Sicherheit und Infrastruktur, wie sie für die stationären Patient*innen zur Verfügung steht.
Nachdem Sie sich im Anschluss an die Operation in unserem Aufwachraum erholt und auf der Station gestärkt haben, erfolgt ein kurzes Nachgespräch mit einer Fachärztin oder einem Facharzt aus unserer Abteilung. In der Regel sind Sie dann bereit, den Heimweg anzutreten. Sollte dies einmal nicht der Fall sein, verbleiben Sie selbstverständlich nach individueller Absprache bei uns, bis Sie sich erholt haben.
Nach jedem ambulanten Eingriff benötigen Sie eine Begleitperson, die Sie vor der Operation benennen. Diese Vertrauensperson hat die Aufgabe, Sie nach Hause zu begleiten und in den nächsten 24 Stunden zu betreuen. Während dieses Zeitraums übernimmt Ihre Begleitperson auch das Autofahren, da Sie selbst direkt nach der Operation nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen dürfen.
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Knochenbrüche und andere Erkrankungen des Skelettsystems, die operativ versorgt werden müssen. Auf diesem Gebiet verfügen wir über besondere Expertise, sodass wir gemeinsam mit Ihnen ein Narkoseverfahren wählen können, das Sie darin unterstützt, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Besonders im höheren Alter bieten sich regionale Narkoseverfahren an: Auf diese Weise beugen wir Orientierungsstörungen im Rahmen des Krankenhausaufenthalts (sogenanntes Delir) vor. Auch Ihre Erholungszeit nach der Operation verkürzt sich, sodass Sie schneller an Mobilisationsübungen teilnehmen können. Nach Möglichkeit schlagen wir Ihnen zum Beispiel eine Spinalanästhesie (SpA) vor. Dann können Sie während der Operation wach bleiben, oder gegebenenfalls in einen sanften Dämmerschlaf (Sedierung) versetzt werden.
Einige Patient*innen befürchten, dass sie im Rahmen Ihrer Narkose und Operation Verwirrungszustände und Orientierungsschwierigkeiten erleben könnten. Tatsächlich ist dies eine berechtigte Sorge, denn mit steigendem Alter nimmt das Risiko der (vorübergehenden) Verwirrung zu.
Diesen Situationen beugen wir durch umfassende Maßnahmen vor und reagieren schnell auf entsprechende Anzeichen. Zur Prävention und Behandlung kommt ein multimodales Konzept zum Einsatz. Dazu gehören unter anderem die Vermeidung von Stress, eine adäquate Schmerztherapie, Mobilisationsübungen und Physiotherapie sowie die Wiederherstellung eines normalen Tag-Nacht-Rhythmus. Auch die Anwesenheit Angehöriger kann sich positiv auf den Genesungsprozess auswirken. Wir nehmen etwaige Hinweise auf bevorstehende Verwirrungszustände stets ernst und arbeiten gemeinsam mit Ihnen auf eine rasche und möglichst vollständige Erholung hin.