Aus ganz Deutschland und den Nachbarländern sind rund 300 Fachleute angereist, um sich heute und morgen auf Gut Havichhorst über den neusten Stand auf dem Gebiet der künstlichen Hüftgelenke zu informieren, „weiteren 200 Interessierten mussten wir leider absagen“, wie Dr. Bernhard Egen, Oberarzt an der Raphaelsklinik und einer der Organisatoren des internationalen Forums, beeindruckt feststellt. Führende Experten aus sieben europäischen Ländern diskutieren zurzeit über den künstlichen Gelenkersatz.
Über 180.000 künstliche Hüftgelenke werden in Deutschland jährlich eingepflanzt. Die Ursache für den Einbau eines solchen Gelenkersatzes ist meist Verschleiß im Alter, aber auch jüngere Menschen können zum Beispiel nach einem Unfall auf eine solche Endoprothese angewiesen sein.
Entscheidend für die Lebensdauer des künstlichen Gelenks sind die Wahl der richtigen Prothese und deren korrekter Einbau. Hier hat in den letzten Jahren die Computernavigation wachsende Bedeutung erlangt, die in der Raphaelsklinik erfolgreich eingesetzt wird und der auf dem Forum ein breiter Raum vorbehalten ist. Anders als beim Operationsroboter, der wegen zahlreicher „Unfälle“ während des Eingriffs aus deutschen Kliniken nahezu vollständig verschwunden ist, gibt die Computernavigation dem Arzt nur Hinweise während der Operation, das Skalpell bleibt in der Hand des Chirurgen.
Bereits vor fast 100 Jahren wurden die ersten künstlichen Hüftgelenke implantiert, damals aus Elfenbein und „mit katastrophalen Folgen für die Patienten“ wie Priv.-Doz. Dr. Gunnar Möllenhoff, unfallchirurgischer Chefarzt an der Raphaelsklinik, anmerkt. Moderne Werkstoffe, ausgereifte Oberflächenbeschichtungen und neue Prothesenformen kennzeichnen die heutigen künstlichen Hüftgelenke.
Wie gut auch immer der Chirurg arbeitet, Komplikationen sind nie vollständig auszuschließen. Um aus solchen Vorfällen zu lernen, wird auf dem Kongress auch das Thema Komplikationsmanagement ausgiebig diskutiert.
Zum Politikum wurden künstliche Hüftgelenke durch die umstrittenen Bemerkungen des Bundesvorsitzenden der Jungen Union, Philipp Missfelder bezüglich der Versorgung älterer Menschen mit Endoprothesen. Egen äußert sich kritisch solchen Aussagen gegenüber „Künstliche Hüftgelenke bedeuten für einen mobilen und aktiven Senioren eine bedeutende Steigerung der Lebensqualität. Öffentlich zu fordern, dass Menschen mit 85 Jahren keine solche Hilfe mehr erhalten sollten, ist indiskutabel.“