„Lasst uns mal die Türme zählen“ fordert die Leiterin der Seniorenfreizeit Schwester Beatina ihre Mitschwestern auf und schon beginnen sie. Beim Blick vom markanten Turm der Raphaelsklinik über die Dächer Münsters kommen den betagten Ordensschwestern viele Erinnerungen an vergangene Zeiten.
Zwölf Clemensschwestern aus ordenseigenen Schwesternaltenheimen sind für zehn Tage nach Münster gekommen, um hier ihre Ferien zu verbringen. Beim gemütlichen Zusammensitzen nach dem Ausflug über die Dächer der Stadt lassen sie die letzten Tage und ihre Erlebnisse Revue passieren. Schnell kommt die Sprache auf die Vergangenheit, denn viele der Schwestern waren während des Krieges in Münster und halfen, das zerstörte Mutterhaus wieder aufzubauen. Die Treppe zum Turm der Klinik kennen manche der Schwestern noch aus ihrer Zeit als Postulantinnen. Schwester Hilaria erzählt „Ich musste immer die Stufen putzen. Die eine Hälfte an einem Morgen und die andere am nächsten Morgen“.
Die Krankenhausoberin Schwester Reginfrieda erinnert an die Zeiten, als in den oberen Etagen des Klinikturms die Kinderstationen waren, auf der sie arbeitete. Zum sechsten Mal in Folge bot die Sozialarbeiterin Schwester Beatina eine solche Ferienfreizeit an, damit auch ältere, hilfebedürftigere Schwestern noch Urlaub verbringen können. „Wir haben nie lange Weile gehabt“, da sind sich die Schwestern einig. Das Programm ist so gestaltet, dass alle Schwestern, auch wenn sie zum Teil in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, teilnehmen können. Es stehen verschiedene Ausflüge, Spaziergänge zum Dom und der Überwasserkirche, ein Gang zum Hörster Friedhof zum Grab der ersten Generaloberin der Clemensschwestern Maria Alberti und zur Schwester Euthymia auf dem Zentralfriedhof an. Kreativ sein konnten die Schwestern auch, denn Schwester Beatina bot verschiedene Bastelaktionen an, wobei sie lachend anmerkt „Ich kann das nicht’ ist oft der erste Satz, den ich zu hören bekomme. Dann machen wir es Schritt für Schritt und schließlich kommt die Massenproduktion“.
Die Schwestern sind glücklich, ihre Ordensfreizeit im Mutterhaus verbringen zu können. Viele alte Freundschaften konnten aufgefrischt und Erinnerungen ausgetauscht werden.
Text: Dana Winkler