Shaima Al-Asbahi kämpft zwischen Familie, Beruf und Kultur für ihre Träume

, Clemenshospital, Münster

 „Es ist eine Herausforderung“, sagt Shaima Al-Asbahi. Die 37-Jährige spricht davon, als Frau in der Medizin zu arbeiten, Mutter und Ärztin zu sein. Seit April 2023 ist sie als Kardiologin am Clemenshospital tätig. Unter Chefarzt Prof. Dr. Olaf Oldenburg und mit seiner Förderung hat sie im zurückliegenden Jahr während ihrer Elternzeit ihre Doktorarbeit verfasst. Herausfordernd, aber machbar, sagt sie.

Viele Patienten würden Frauen oft nicht direkt als Ärztin wahrnehmen, „besonders dann nicht, wenn ich keinen weißen Kittel trage“, erklärt die gebürtige Jemenitin. Dass sie gar nicht anerkannt werde, habe sie bisher zwei-, vielleicht dreimal erlebt. Rassistische Erlebnisse wegen ihrer Herkunft oder ihres Kopftuches glücklicherweise noch nie. 

Thema der Doktorarbeit macht Blutdruck-Patienten Hoffnung

Al-Asbahi arbeitet als Fachärztin für Innere Medizin im Clemenshospital, einem Krankenhaus der Alexianer in Münster. Sie befindet sich derzeit in Weiterbildung zur zweiten Facharztrichtung Kardiologie. 

In ihrer Promotion beschäftigt sich die junge Frau mit der Baro-Stimulation. Inhaltlich geht es um Patienten, deren erhöhter Blutdruck durch Medikamente nicht reguliert werden kann. Ihnen wird im Clemenshospital eine Art Schrittmacher eingesetzt, der über die Aktivierung des körpereigenen Blutdruckregulators eine Blutdrucksenkung erreichen kann. Wie effektiv die Methode ist, hat die Ärztin analysiert. 

„Ich wollte etwas für mich tun, über meine Rolle als Mutter hinaus“

„Ich bin meine Promotion während meiner zweiten Elternzeit angegangen, weil ich kognitiv anders aktiv sein wollte. Ich wollte etwas für mich tun, über meine Rolle als Mutter hinaus.“ Chefarzt Prof. Dr. Olaf Oldenburg habe sie als Doktorvater gefordert und gefördert, betont Al-Asbahi. „Und wenn ich etwas erreicht hatte, hat er gefragt, was ich als Nächstes geplant habe. Das hat mich motiviert.“ 

Die Unterstützung Oldenburgs sowie die Möglichkeiten, die ihr das Clemenshospital für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bietet, haben dazu beigetragen, dass sie nun vor der Veröffentlichung ihrer Arbeit und der mündlichen Abschlussprüfung steht.

Eine weitere wichtige Stütze, ohne die sie diesen Weg nicht hätte gehen können, ist die Familie. Der Rückhalt ihres Mannes sei sehr bedeutend. Außerdem klinge ihr regelmäßig eine Aussage ihres Onkels im Ohr: „Es gibt jemanden, der es geschafft hat. Wenn du es wirklich willst, wirst du es auch schaffen. Du musst es versuchen und daran glauben. Auch, wenn es nicht einfach ist.“ 

Zweifel bleiben nicht aus

Und trotz allem, was Shaima Al-Asbahi erreicht hat, zweifelt sie manchmal. Daran, ob sie ihren beiden Kindern gerecht wird. Daran, ob sie ausreichend Zeit für die Patienten hat, wenn das Ende der Betreuungszeit ihrer Kinder näher rückt, der Feierabend aber eigentlich noch nicht erreicht ist. „Es ist schwierig, Familie und Beruf zu vereinbaren. Das Hauptproblem ist die Zeit“, sagt die junge Mutter. 

„Für Familien wie unsere, die weder familiäre noch sonstige Unterstützungsmöglichkeiten vor Ort haben und die auf die Betreuung durch eine Kita angewiesen sind, ist es nicht möglich, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen – auch wenn man es will“, betont sie. Dass sie nach ihrer Elternzeit in Teilzeit als Ärztin im Clemenshospital arbeitet und nicht das Gefühl haben muss, ihren Aufgaben nicht gerecht zu werden, trägt zur Entlastung bei.

Festhalten an Träumen

Dennoch fühlt sie sich manchmal zerrissen. Sie kenne viele Beispiele, in denen Frauen entweder im Beruf zurücktreten oder andere Träume aufgeben, zum Beispiel den einer eigenen Familie. Das macht die 37-Jährige nicht. Weder den Traum von der Familie, noch den von der Medizin. Ein Balanceakt, dem Shaima Al-Asbahi sich Tag für Tag stellt. Mit der Unterstützung ihrer Familie und ihres Teams im Clemenshospital. Und weil sie weiß, dass sie es schaffen kann. So wie ihr Onkel es ihr einst mit auf den Weg gegeben hat.