Zukünftig keine künstlichen Gelenke für seltene Fälle?

Mehrere Männer in Anzügen stehen vor einem herrschaftlichen Gebäude und lächeln in die Kamera
Freuen sich über die erfolgreiche Tagung (v.l.): Dr. Bernhard Egen, Prof. Dr. Carsten Perka (Charité), Dr. Holger Haas und Prof. Dr. Gunnar Möllenhoff

Künstliche Gelenke sind seit Jahrzehnten zum Beispiel als neue Knie-, Hüft- oder Schultergelenke im Einsatz und ermöglichen es vielen Menschen, oftmals ohne Schmerzen wieder am Leben teilzuhaben. Mit rund 235.000 Hüft-, 160.000 Knie- und etwa 25.000 Schulterprothesen pro Jahr sind diese Operationen in Deutschland nicht gerade seltene Eingriffe. Eine neue EU-Verordnung sorgt nun allerdings für Unruhe unter den Medizinern: „Alle Systeme, die es zum Teil schon seit Jahren etabliert auf dem Markt gibt, müssen vollkommen neu zertifiziert werden und das ist teuer!“, erklärt Prof. Dr. Gunnar Möllenhoff, Chefarzt des Endoprothetikzentrums der Raphaelsklinik.

Besonders eng wird es für künstliche Gelenke, die selten genutzt werden, weil sie nur für eine spezielle Gruppe von Patienten geeignet sind, für die es allerdings kaum Alternativen gibt. „Für die Hersteller lohnt es sich nicht, diese Prothesentypen aufwendig zertifizieren zu lassen, dann nehmen sie die lieber vom Markt“, befürchtet Dr. Bernhard Egen, der gemeinsam mit Möllenhoff das jährliche Endoprothetikforum organisiert hat. Auch ihr Kollege Dr. Holger Haas vom Gemeinschaftskrankenhaus Bonn ahnt die Sprengkraft hinter der neuen EU-Verordnung: „Es wird schwierig werden, Patienten zu versorgen, die solche seltenen Implantate benötigen“.

Beim mittlerweile 16. Endoprothetikforum haben sich Mediziner aus Deutschland und dem angrenzenden Ausland auf Gut Havichhorst getroffen, um über aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet des künstlichen Gelenkersatzes zu diskutieren. Die zweitägige Tagung in Münster gilt als eine der wichtigsten Veranstaltungen dieser Art in Deutschland.