Clemenshospital wendet erfolgreich neue Behandlungsmethode an
Wenn sich ein Chirurg darüber freut, nicht operieren zu müssen, muss etwas Besonderes dahinterstecken. Dass dies bei der Behandlung von Jenny Beck im Clemenshospital tatsächlich der Fall ist, davon sind Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann, Priv.-Doz. Dr. Jan Kriz und Dr. Holger Timmer überzeugt. Im Dezember 2020 wurde bei der damals 44-Jährigen ein Tumor im Enddarm entdeckt, ein sogenanntes Rektumkarzinom im fortgeschrittenen Stadium. „Der Tumor wurde bei der Darmspiegelung in der Gastroenterologischen Gemeinschaftspraxis am Germania-Campus entdeckt. Ich hatte damals eine sechsjährige Tochter, da geht einem viel durch den Kopf!“, erinnert sich Jenny Beck an den Tag, an dem sie von ihrer Krankheit erfuhr.
Im „Darmkrebszentrum Clemenshospital / Portal10“ sollte die weitere Behandlung erfolgen. „Wenn wir die Krebserkrankung wie bisher behandelt hätten, wäre ein lebenslanger künstlicher Darmausgang unumgänglich gewesen“, berichtet Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann, der Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Clemenshospital ist. In der regelmäßig stattfindenden interdisziplinären Tumorkonferenz wurde der Fall mit Experten unterschiedlicher Fachrichtungen diskutiert. „Auf einem großen medizinischen Kongress in den USA wurde damals eine neue Vorgehensweise bei Tumoren im Enddarm vorgestellt, die sich in einer großen Studie als vorteilhaft erwiesen hat“, erläutert der Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie des Clemenshospitals, Priv.-Doz. Dr. Jan Kriz. Auch Dr. Holger Timmer, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Gastroenterologie der Raphaelsklinik, war von den Ergebnissen der sogenannten Rapido-Studie überzeugt, „Die Vorgehensweise erschien uns in allen Belangen am plausibelsten“. Beide Kliniken, also Clemenshospital und Raphaelsklinik, sind Krankenhäuser des Alexianer-Verbunds.
Das Besondere an dieser Methode ist, dass auf die fünf Tage dauernde gezielte Bestrahlung des Tumors, der entsprechenden Lymphabflusswege sowie des umliegenden Gewebes, welches später bei der Operation entfernet werden soll, neun sehr intensive Chemotherapiegaben folgen, „Mit dieser Chemotherapie verringert man auch die Gefahr von Metastasen“, wie Timmer erklärt. „Danach hatte ich einen Termin mit Professor Hoffmann, um die OP zu besprechen. Als es dann aber hieß, dass nichts mehr zu sehen ist, die Gewebeproben negativ waren und somit eine OP vermieden werden konnte, war ich sehr glücklich!“, freut sich Jenny Beck über den Erfolg der neuen Methode. „Dieses Verfahren erlaubt es dem Chirurgen, abzuwarten. Selbst wenn der Tumor wieder auftritt, sind die Heilungschancen in etwa gleich groß. Doch bei Frau Beck ist weder der Tumor zurückgekommen, noch gibt es Metastasen. Und der Patientin ist ein künstlicher Darmausgang erspart geblieben“, zeigt sich Hoffmann zuversichtlich.
Die Experten des „Darmkrebszentrum Clemenshospital / Portal10“, das Teil der Münsteraner Allianz gegen Krebs (MAgKs) ist, verweisen darauf, dass in anerkannten und zertifizierten Darmkrebszentren wie in diesem Fall sichergestellt ist, dass die neuesten Studien berücksichtigt werden. Welche Methode die größte Aussicht auf Erfolg hat, ist allerdings vom Einzelfall abhängig, nicht immer kann dieses Verfahren angewendet werden.