Nicht nur die Liste namhafter Gastrednerinnen und Gastredner machte schnell deutlich, dass bei dem Festakt im Clemenshospital zum 30-jährigen Bestehen der Neurotraumatologischen Frührehabilitation eine außergewöhnliche Einrichtung gefeiert wurde. So lobte der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt, in seinem Grußwort ausdrücklich die Pionierarbeit, die im Clemenshospital, einem Krankenhaus des Alexianer-Verbunds, seinerzeit in Münster geleistet wurde. Erstmalig in Nordrhein-Westfalen sei es dadurch möglich gewesen, an einem Akutkrankenhaus Menschen mit schweren Schädel-Hirn-Verletzungen so früh und so umfassend wie möglich von einem interdisziplinären Team behandeln zu lassen.
Immer wieder wurde in den Vorträgen deutlich, welche Bedeutung die Faktoren Zeit und Erfahrung bei der erfolgreichen Rehabilitation der Patientinnen und Patienten haben. So berichteten Medizinerinnen, Mediziner, Pflegekräfte sowie Therapeutinnen und Therapeuten unterschiedlicher Fachgebiete von ihrer Arbeit, bei der die enge Zusammenarbeit aller Bereiche eine zentrale Rolle spielt. Prof. Dr. Uta Schick, Chefärztin der Klinik für Neurochirurgie des Clemenshospitals, erinnerte an die wegweisende Arbeit ihres Vorgängers Prof. Dr. Klaus von Wild, der nicht nur die Neurotraumatologische Frührehabilitation des Clemenshospitals gegründet hat, sondern auch Grundsätzliches in der Forschung zur Frührehabilitation in Deutschland geleistet und diese nachhaltig verändert habe, wie die Neurochirurgin betonte. Prof. Dr. Hans-Jürgen von Giesen, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Neurologie des Alexianer Klinikums Krefeld machte deutlich, dass der Erfolg der Frührehabilitation von Menschen mit schweren Hirnverletzungen in hohem Maße von einer funktionierenden und effektiven Teamarbeit abhängt. „Wir berücksichtigen bei der Arbeit das gesamte Lebensumfeld des Betroffenen und haben das Glück, mit den Patientinnen und Patienten an Lebenszielen arbeiten zu können“, wie von Giesen sagte.
Nachhaltig beeindruckt waren die Gäste der Feierstunde von Dustin Feldbrügge, bei dem vor zehn Jahren als Jugendlicher wegen eines Hirntumors ein komplizierter Eingriff am Gehirn vorgenommen werden musste und der im Anschluss in der Neurotraumatologischen Frührehabilitation behandelt wurde. Ein Fernsehbericht aus der Zeit schilderte das Schicksal des damals 19-Jährigen. Als Gast der Jubiläumsveranstaltung beschrieb der junge Mann seinen Weg durch zahlreiche Rehabilitationsmaßnahmen hin zu einem inzwischen nahezu normalen Leben. Wie komplex die Behandlung in der Abteilung ist, wurde durch die Schilderungen der Physiotherapeutin, der Ergotherapeutinnen und der Logopädin deutlich. Einem zuvor gemeinsam erstellten und immer wieder angepassten Behandlungsplan folgend, greifen die Therapiemaßnahmen Hand in Hand. Dass sich durch die meist über Monate hinziehende Therapie nicht selten eine Bindung zu den Patienten aufbaut, schilderten Doris Eckelmeier und Anna-Lena Roßmann vom Pflegeteam der Frührehabilitation: „Wir sind morgens die Ersten und abends die Letzten, die die Patienten sehen. Unsere Arbeit bewegt sich oft im Spannungsfeld zwischen Empathie und professioneller Distanz“.