Wenn Schwester Lucia Dießel Ende April das Clemenshospital verlässt, geht mit ihr die letzte Clemensschwester. Seit 2015 hat die 69-Jährige in dem Krankenhaus der Alexianer das Seelsorgeteam geleitet, zum Monatswechsel übergibt sie diese Aufgabe an den katholischen Seelsorger Klaus Hammelbeck.
Schwester Lucia Dießel wurde 1956 in Osnabrück geboren. Nach der mittleren Reife absolvierte sie die Krankenpflegeausbildung in einem Krankenhaus der Thuiner Franziskanerinnen in Harderberg bei Georgsmarienhütte. Nach dem Examen wechselte sie 1977 nach Münster in das Clemenshospital. Zwei Jahre später reifte in der 23-Jährigen der Gedanke, in den Orden der Clemensschwestern einzutreten. „Ich habe einfach an der Tür des Mutterhauses geklingelt und gesagt, dass ich in den Orden eintreten möchte. Das hatten die in dieser Form vorher wohl auch nicht erlebt“, erinnert sich Sr. Lucia schmunzelnd. 1988 legte sie die ewige Profess ab. In unterschiedlichen Krankenhäusern war sie danach überwiegend in Leitungspositionen tätig, um von 1993 bis 2001 ins Clemenshospital zurückzukehren. Nach einem zweijährigen Aufenthalt im Klarissenkloster traf Sr. Lucia Dießel die Entscheidung, die Krankenpflege hinter sich zu lassen und in die Seelsorge zu wechseln. Es folgte die Ausbildung zur Krankenhauspastoralreferentin. Im Laufe ihrer Tätigkeit hat sie neben weiterer Fort- und Weiterbildungen die Fortbildung in analytischer Psychologie und Seelsorge am renommierten C. G. Jung Institut in Köln absolviert.
„Ich lerne gerne Menschen kennen. Das bedeutet für mich zu lernen, wie sie sind und sie dort abzuholen, wo sie stehen“, erläutert die Ordensschwester. Konfessionen oder Weltanschauungen seien ihr dabei egal, wie sie sagt, „Ich mache es wie Jesus, der hat auch mit jedem geredet!“ Dabei ist für die Leiterin der Seelsorge des Clemenshospitals oft der Humor der Weg zum Herzen der Patientinnen und Patienten. „Ich habe mal ein Zimmer mit drei männlichen Patienten betreten. Als ich sagte, dass ich von der Seelsorge sei, waren die Männer eher zurückhaltend. Ich entgegnete, dass das nur so sei, weil Preußen Münster aufgestiegen ist. Hätte das nicht geklappt, bräuchten jetzt bestimmt alle drei seelsorgerischen Beistand. Da war das Eis gebrochen.“ Auch für die Sorgen und Probleme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat die Seelsorgerin immer ein offenes Ohr.
Den Ausgleich für den fordernden Beruf findet die Ordensschwester beim Laufen, mehrmals hat sie als Mitglied der Laufsportfreunde Münster den Münster-Marathon absolviert. Nach dem Abschied von der Seelsorge des Clemenshospitals wird Sr. Lucia Dießel in den Gemeindedienst wechseln: „Welche Gemeinde das ist, ist mir zunächst egal. Hauptsache, ich kann sie mit dem Fahrrad erreichen.“