„Ich bin durch meine Krankheit stark geworden. Jetzt weiß ich was es heißt, zu kämpfen!“ Johanna Juhnke ist die personifizierte Lebensfreude, schwer vorstellbar, dass die junge Frau vor etwas über einem halben Jahr nur mit Hilfe und unter Mühen in der Lage war, zehn Meter zu gehen. Die Erzieherin litt unter Colitis ulcerosa, einer chronischen Entzündung des Dickdarms, von der in Deutschland fast 300.000 Menschen betroffen sind. „In den meisten Fällen ist die Krankheit mit Medikamenten gut zu behandeln. Leider spricht eine kleine Gruppe von Menschen darauf nicht an, so war es bei Frau Juhnke“, berichtet Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie des Clemenshospitals, einer Klinik der Alexianer.
2016 begann der Leidensweg der heute 31-Jährigen, 2022 war die Erkrankung in einem Stadium angelangt, das eine Operation unumgänglich machte. „Frau Juhnke hatte nicht nur große Schmerzen, Fieber und Durchfälle, sondern auch starke Blutungen, die sogar Bluttransfusionen notwendig machten“, wie Hoffmann berichtet. Hoffmann und Juhnke entschieden sich zunächst gegen die komplette Entfernung des Dickdarms, die eine dauerhafte Anlage eines künstlichen Darmausgangs durch die Bauchdecke, ein sogenanntes Stoma, notwendig gemacht hätte. „Die Alternative besteht aus drei Operationen, wobei zunächst ein großer Teil des Dickdarms entfernt und ein vorübergehendes Stoma angelegt wird. Bei den folgenden Eingriffen wird am Enddarm ein sogenannter Pouch eingerichtet, wobei aus dem letzten Teil des Dünndarms ein künstliches Stuhlreservoir gebildet wird. In einem letzten Schritt wird dann der künstliche Darmausgang zurückverlegt“, wie der erfahrene Chefarzt erläutert. Mit der Entfernung des Dickdarms gilt die Krankheit als geheilt.
„Durch das Stoma habe ich ein neues Leben geschenkt bekommen. Ich habe dadurch ganz viel Freiheit zurückbekommen und hatte Angst, diese wieder zu verlieren“, erinnert sich Johanna Juhnke an die Zeit vor der letzten OP. Dennoch habe sie sich auf die Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte gefreut, die ihr 2022 beim ersten, dreimonatigen Klinikaufenthalt ans Herz gewachsen seien. Nach der erfolgreichen Operation im März, bei der das Stoma wieder zurückverlegt wurde, setzte sich die sportliche Patientin ein ehrgeiziges Ziel, „Ich wollte unbedingt beim Münster Marathon eine Etappe des Staffellaufs schaffen!“ Die 31-Jährige Erzieherin hat nicht nur dieses Ziel erreicht und ist überglücklich auf dem Prinzipalmarkt eingelaufen, sondern hat unter den vielen weiteren Marathonläuferinnen und -läufern zufällig auch noch Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann wiedergetroffen, der für eine Staffel der Alexianer angetreten ist. „Es war sehr beeindruckend zu sehen, dass sich Frau Juhnke nach diesem belastenden Eingriff so schnell und gut erholt hatte, dass sie sogar am Marathon teilnehmen konnte. Ich habe mich sehr über das Wiedersehen gefreut!“