Arafat zurück im Jemen

, Raphaelsklinik, Münster

Als der kleine Arafat Mayoub Naji Shumis im Januar des letzten Jahres aus dem Jemen nach Münster kam, war dies für sein gebrochenes Bein die letzte Chance. Von einer Mauer oder einem Esel sei er gefallen, genau wusste das niemand in seiner Heimat. Das Schienbein brach gleich zweimal, der gesplitterte Knochen durchspießte die Haut und entzündete sich. Monatelang wurde die Wunde nicht sachgerecht behandelt.
Eine bedrohliche Situation für den damals Elfjährigen, mit der die schlecht ausgebildeten Mediziner vor Ort überfordert waren. Ärzte des Hammer Forums holten den Unglücksraben zusammen mit 30 weiteren Kindern aus dem Jemen, der zu den sieben ärmsten Ländern der Welt zählt. Arafat kam zur weiteren Behandlung in die Raphaelsklinik nach Münster.

Die Tunesierin Zakia Jelliti, die Arafats Sprache spricht, nahm den Jungen bei sich und ihrer Familie auf und kümmerte sich um ihn, wenn er nicht im Krankenhaus lag. „Diese Gastfamilie war für den Jungen Gold wert!“, wie der behandelnde Oberarzt der Raphaelsklinik, Dr. Jochen Neuhaus, rückblickend feststellt. Der Junge wurde vollkommen selbstverständlich und mit großer Herzlichkeit von der Altenberger Familie aufgenommen.

Die Behandlung in der Raphaelsklinik war sehr zeitaufwändig, fünfmal musste Arafat operiert werden, immerhin fehlten ihm rund zehn Zentimeter seines Unterschenkelknochens, der nun mühsam wieder aufgebaut werden musste. „So etwas sieht man in Deutschland nicht“, da ist sich Neuhaus sicher. Wäre der Junge im Jemen geblieben, hätte das Bein früher oder später amputiert werden müssen. Die Krankenschwester Anke Lepper, die Arafat auf der Station 1B der Raphaelsklinik betreute, erinnert sich gut an die erste Zeit des kleinen Patienten aus dem Jemen „Er wollte unbedingt wieder schnell gesund werden, damit er in seinem Heimatdorf wieder Radfahren kann.“ Jetzt hat der Junge die anstrengende Zeit der Operationen und Krankenhausaufenthalte hinter sich.

Dass es ihm in Münster mit der Zeit immer besser gefallen hat, liegt sicher nicht nur an den vielen Radfahrern. Er lernte Deutsch und knüpfte Freundschaften, die ihm den Abschied schwer fallen lassen. Medizinische Versorgung braucht er nicht mehr, die Wunden und Knochenbrüche sind vollständig verheilt. Da das Bein fast zwei Jahre nicht belastet wurde, müssen sich zwar die Muskeln erst wieder aufbauen, aber auch da weiß Neuhaus die richtige Therapie: „Das Bein kann wieder völlig normal belastet werden, inklusive Fußballspielen!“